Gestern war ich mal wieder unterwegs zu einem neuen Ort. Gemeinsam mit meinem Mann fuhr ich von Deutschland nach Frankreich. Unser Ziel war ein kleines Städtchen im Süden von Frankreich. Und ich habe mich entschieden, heute darüber zu schreiben warum ich Housesitting so liebe.
Warum ich Housesitting so liebe?
Wir sind nun hier in Frankreich und ich schreibe diesen Text auf der kleinen Terrasse, die über und über voll ist mit den wundervollsten Pflanzen. Neben mir auf der Holzbank hat sich in einem geflochtenen Körbchen der Kater eingeringelt. Er schnurrt. “Il vous aime. (franz: Er mag Sie.)” sagte gestern die Französin, Claire. Sie hat uns ein ganz herzliches Willkommen bereitet. Ja, ich weiss mittlerweile sehr gut wie ich es mache, dass ich von den Haustieren nicht zu 100 % als Eindringling gesehen werde. Denn schließlich sind die Tiere hier zu Hause und sie kennen mich nicht. Wir müssen uns erst aneinander gewöhnen. Aber darüber schreibe ich später. Wir sind an diesem schönen Platz für die nächsten Wochen, um auf ein Häuschen, einen Garten und fünf Katzen aufzupassen. Es ist unser Zuhause auf Zeit. Und nun zurück zum Thema.
Warum ich Housesitting so liebe!
Ursprünglich war die Idee während unserer Reise möglichst viele Housesittings anzunehmen, einfach nur um Geld zu sparen. Aber es bleibt ja nicht aus, das die Orte und vor allem die Wesen, also die Menschen Tiere und Pflanzen, einem auch ans Herz wachsen. Die Eigenheiten, die kleinen Zuwendungen und vor allem die gemeinsamen Erlebnisse sind das, was uns verbindet. Und das beginnt schon bei der ersten Kontaktaufnahme.
Hunden und Katzen halte ich als erstes meinen Handrücken hin, damit sie an mir schnüffeln können. Sie verziehen sich dann entweder desinteressiert wieder, machen sich irgendwie lautstark bemerkbar oder treten mit mir in Kontakt. Das habe ich schon gelernt. Dass ich mich abschnüffeln lasse, habe ich von einer achtsamen Klientin gelernt, bei der auch Haustiere leben. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, denn dieser erste Schritt hat mir seither ganz viele Herzen viel früher geöffnet als davor. Und so lerne ich dabei natürlich auch ganz viel. Vor allem gilt es, mich einzufühlen, in Erfahrung zu bringen – was darf das Tier und was darf es nicht. Es gibt ganz bestimmte Grenzen und feste Regeln. Wann wird gegessen und wieviel? Wer darf wohin und wo nicht? Und was passiert wenn diese Regeln und Grenzen überschritten werden?
Die Sprache des Landes lernen.
Aber es ist nicht das einzige, das ich lerne. Jedes Mal tauchen ich und mein Mann auch ein in die Sprache vor Ort und wir lernen sie. So. haben wir jetzt beide Grundkenntnisse in Italienisch, Spanisch und Portugiesisch. Zum Glück spreche ich gut Englisch und fast jeder unserer Interaktionspartner kann auf diese Sprache ausweichen, falls meine Grundkenntnisse mal nicht ausreichen. Oder wie hier in Frankreich verbessern wir unsere Sprache. Denn wir sprechen beide schon recht gut Französisch. Und es macht mir wirklich Spaß, wenn ich mich in der Landessprache ausdrücken kann.
So wie eben auf dem Markt. Am Biostand warteten etliche Frauen, es war keine Schlange und so konnte ich einfach eine Frau anschauen und sagen: “Je sais pas quand c’est a moi?” und sie reagiert mit: “Moi non plus.” und wir lachen. Weil sie mehr in ihrem Korb hat als ich sagt sie, ich solle ruhig vor gehen. Claire habe ich gebeten, dass wir wenn möglich uns in Französisch unterhalten. Sie ist einverstanden – wenn wir nicht weiter kommen, dann können wir beide immer noch Englisch sprechen – oder sogar deutsch, denn sie hat es in der Schule gelernt und spricht es auch sehr gut. Und sie ist einverstanden, mir ganz viele neue Wörter beizubringen. Das liebe ich sehr.
Was ist denn Housesitting?
Ich weiß nicht, ob du zu denen gehörst, die jetzt ein Fragezeichen auf dem Gesicht haben? Weisst du, was Housesitting ist? Dann kannst du diesen Absatz auch auslassen. Denn nicht nur hier im Blog stelle ich fest, dass andere ahnungslos sind – das passiert mir auch in Gesprächen immer wieder, wenn ich von meinem Leben erzähle. Mir fällt auf, dass es vor allem Briten sind, die offen dafür sind, ihre persönlichen Räume zu öffnen und andere dazu einzuladen, darin zu leben. Das ist Housesitting. Wir bezahlen keine Miete. Das ist zwar noch nicht der ganze Deal – es gibt auch noch ein paar “Pflichten”. Dafür, dass ich kostenlos wohnen kann, versorge ich im Gegenzug Pflanzen, Tiere oder passe sogar einfach nur auf das Haus auf. Ich nenne es jetzt mal der Einfachheit halber Housesitting – aber es wird auch noch Petsitting, Catsitting oder Dogsitting genannt. Aber da ein Haus (oder eine Wohnung) in den meisten Fällen dabei ist, nenne ich es einfach Housesitting.
So, jetzt hast du auch was gelernt und ich habe grade mit Stan “gekämpft”, der liebend gerne über meine Tastatur tapsen möchte. Der getigerte Kater braucht heute erstmal eine Lektion wann er seine “Catsifications” (Streicheleinheiten) bekommt und dass er mir auf keinen Fall über die Tastatur gehen darf. Und Anne hat mir eben in unserer Schreibwerkstatt erzählt, dass sie auch die Erfahrung hat, dass Briten offener für Housesitting sind. Eine ihrer Freundinnen, die in London lebt, hat das schon vor über 15 Jahren so gemacht, damit sie mal in Urlaub gehen kann und ihre Katze dann nicht alleine zu Hause ist. Anne ist Tierheilpraktikerin und wir treffen uns regelmäßig ein mal in der Woche und nehmen uns vor, in dieser Zeit Content zu produzieren. Meistens schreiben wir einen Blogartikel – so wie diesen hier.
Kontakte gehen tiefer als in einem Urlaub
Ein weiterer Grund, warum ich Housesitting so liebe ist, dass die Kontakte meist tiefer gehen als wenn ich einfach nur im Urlaub wäre. Und es fühlt sich an wie Urlaub. So hat mir Claire gestern auch gleich den Nachbarn vorgestellt, Ollie. Er betreibt einen Gemischtwarenladen, wie man ihn wahrscheinlich nur noch in solchen Örtchen wie diesen findet. Ich vermute jetzt mal, dass es da nichts gibt, was man nicht findest. Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal. Ja, ich werde quasi dem ganzen Netzwerk der Hauseigentümer vorgestellt – schließlich soll ich mich ums Haus kümmern so als wären sie selber vor Ort.
Und dazu gehören eben auch alle, die sonst in den Alltag eingebunden sind. Schön ist es, wenn wir uns auch gegenseitig zum Essen einladen. Manchmal gar nicht so leicht für andere, weil ich ja Vegetarierin bin. Aber es findet sich immer etwas. Auf jeden Fall entspricht es viel mehr meiner Eigenart, in die Lebenswelt von anderen mit einzutauchen als einfach nur für ein Zimmer zu bezahlen um ein paar Wochen oder Tage dort einen anonymen Urlaub zu verbringen.
So würde ich persönlich auch immer mit einem Housesitting beginnen, wenn ich mir überlege, in ein Land auszuwandern. So kann ich schon die Menschen und die Umgebung kennen lernen. Ich würde mir niemals gleich eine Immobilie in einem fremden Land kaufen, das entspricht mir nicht. Ich würde eher alles erst genauer kennen lernen. Und dazu bietet Housesitting eine geniale Möglichkeit. Es ist nicht so anonym wie wenn ich irgendwo hinziehe und mir einfach nur eine Wohnung miete und es gilt, ein Netzwerk erstmal selbst aufzubauen.
Gibt es auch einen Haken an der Sache?
Ich weiss nicht, ob ich es den Haken nennen möchte. Gerade dieses Mal war vor uns schon jemand hier, der auch aufgepasst hat. und schon in der Früh stelle ich fest, dass das Gefrierfach nicht richtig schließt. Jemand hat es vor längerer Zeit nicht richtig zu gemacht, es ist angetaut und das sich daraus gebildete Eis verhindert, dass sich die Tür richtig schließen kann. Das Gerät baut immer mehr Eis auf und frisst wahrscheinlich unendlich viel Strom. Abtauen oder lassen? Ich stelle mir immer die Frage: Was würde ich wollen, dass gemacht wird, wenn es meine Wohnung wäre? Abtauen und so ändere ich dafür meine Pläne und gehe das Projekt an. Ebenso das Katzenklo. Es gibt nicht nur eins, sondern mehrere. Eines scheint die Dame vor uns stiefmütterlich behandelt zu haben. Es sieht fürchterlich aus und stinkt zum Himmel. Also nichts wie säubern – denn hier würde ich mich auch nicht “aufs Klo” setzen.
Und die Sauberkeit, die Reinlichkeit ist auch nicht immer dieselbe wie meine. Einmal nehme ich mir dann schon einen Raum extra vor, in dem sich der Staub von Jahren angesammelt zu haben scheint. Und ein anderes Mal entschuldigt sich die Hausherrin mit den Worten: “Wahrscheinlich habe ich einen Putzzwang.” und gibt uns dann nur 4 von 5 Sternen in unserer Bewertung. Ja, sie hat andere Standards. Ich passe mich wirklich gerne dem an was im Haus gilt – aber wenn etwas in eine fast klinische Richtung geht, da muss ich ja nicht mitmachen.
Willkommen im privaten Raum
Was mich am meisten fasziniert und auch dankbar macht ist, dass jemand mir vertraut und mir seine persönlichen Räume anvertraut. Ich schlafe im Gästebett oder in deren eigenen Bett, ich esse von ihrem Tisch, mit ihrem Geschirr und ihrem Besteck, ihren Gläsern und manchmal verbrauche ich sogar ihre Lebensmittel. Manche schließen einen Raum ab, wo sie ihre privaten Dinge einschließen. Aber meistens gibt es einfach nur die Bitte: “Die Gläser oben bitte nicht verwenden, die kann ich niemals mehr ersetzen, das sind alles Einzelstücke.” Ansonsten bin ich willkommen, das Haus, die Wohnung, die Räume, die Gegenstände, das Netflix Konto einfach zu benutzen und zu genießen.
Verwandtschaft von Housesitting mit meiner Arbeit
Und ich muss gestehen, ein wenig kommt mir Housesitting so vor als wenn mich jemand in sein Innerstes mitnimmt wenn ich mit dieser Person therapeutisch arbeite. Auch hier braucht es dasselbe Vertrauen. Und ich bin unendlich dankbar, dass mir Menschen ihre Türen öffnen – zu ihrem Zuhause – und zu ihrem Innersten. Ich habe echt Freude dran. Und ich bin dankbar. Denn zumindest in der Therapie sind es ja gerade diejenigen Räume, die man lieber vor anderen verschlossen hält, weil doch einige Scham und auch viele Schuldgefühle drüber liegen. Zumindest sind es nicht die inneren Räume, die man stolz anderen zeigen mag.
Wäre Housesitting auch was für dich?
Und wenn auch du das mal ausprobieren möchtest… Housesitting – bekommst du hier von mir einen Link für Trusted Housesitters (klicke hier). Das ist die Platform, über die wir momentan unsere Housesits finden. Wenn du drüber buchst, bekomme ich zwar kein Geld, aber mir werden zwei Monate Mitgliedschaft erlassen. Und du hast auch was davon – denn du bezahlst dann 25 % weniger als ohne den Link. Es ist also ein win-win. Und ich vermerke vorsichtshalber jetzt noch ausdrücklich, dass es sich um einen Affiliatelink handelt. Denn es spart mir ja Geld – aber dir auch. Jetzt weisst du, warum ich Housesitting liebe. Und lasse mich gerne wissen, wie deine Erfahrungen mit dem Housesitting sind. Ich bin schon neugierig.
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