Warum ich nicht mit früheren Leben arbeite

Okt 7, 2021 | Allgemein | 2 Kommentare

Mir brennt schon lange ein Thema in den Fingern. Es ist ein Thema, das sowieso schon ganz kontrovers gehandelt wird. Manche glauben daran, andere nicht. Es geht um Reinkarnation und frühere Leben. Unter Therapeuten, Coaches, Heilern ist es gang und gäbe, auch mit früheren Leben zu arbeiten. Es gibt Medien, die diese sogar sehen können. Ich nenne diese Sicht auf die Welt mal eine Theorie. Und die geht davon aus, dass es eine Seele gibt, die durch die Zeiten reist um Erfahrungen zu sammeln. Von Leben zu Leben gibt es immer unterschiedliche Schwerpunkte. Jeder hat schon ganz viele Erfahrungen gesammelt – angenehme und unangenehme. Es gibt viele Verletzungen aus dieser Vergangenheit.

Du willst frühere Leben aufarbeiten?

Wir haben keine Beweise für frühere Leben – oder doch? Ich selber kann mich nur ganz vage an frühere Leben erinnern. Für mich ist es deshalb stimmig, dass es diese “Seelenreise” gibt. Ich selber glaube an Reinkarnation und frühere Leben. Es gibt nur wenige Menschen, die sich an diese früheren Existenzen erinnern – und ich bin davon überzeugt, dass es einen guten Grund dafür gibt. Wobei ich auch schon gehört habe, dass es vor allem Kinder geben soll, die ihren Eltern von ihren früheren Eltern erzählen und von Orten, an denen sie gelebt haben. Sie erzählen selbst ganze Lebensgeschichten und erkennen Orte wieder, wenn sie dorthin gebracht werden.

Hypnose um frühere Leben aufzuarbeiten?

Und warum arbeite ich nicht damit?

Impressionismus Reinkarnation

In Bild des Impressionismus im Museum in Paris

Vielleicht fragst du dich jetzt, warum ich nicht mit diesen früheren Leben arbeite – auch wenn ich davon ausgehe, dass wir schon tausend Tode gestorben sind? Ich bin davon überzeugt, dass es einen Grund gibt, dass wir in diesem Leben gelandet sind. Und ich glaube auch, dass es darum geht, dass ich mich mit den Themen auseinandersetze, die mir in diesem Leben begegnen. Ja sogar noch weiter – ich bin davon überzeugt, dass all die früheren Erfahrungen sich in diesem jetzigen Leben wie konzentrieren oder kondensieren. So etwas wie wenn ich ein Bild habe auf dem ganz viele Farbtupfer gemalt sind. Und diese einzelnen Tupfer ergeben ein Bild. Vielleicht kennst du die Bilder der Impressionisten? Ich mag diese Art der Kunst sehr. Ich mag sehr diese Leichtigkeit, die durch die Technik entsteht. So als würde Licht aus dem Bild heraus strahlen. Und so ähnlich stelle ich mir das mit den früheren Leben vor, dass jedes einem Farbtupfer aus dem jetzigen Bild entspricht. Aber zurück zu der Frage, warum ich nicht damit arbeite. Ich halte es schlicht nicht für sinnvoll.

Rückführung: Die Gründe warum ich es nicht für sinnvoll halte

Für mich bedeutet es immer ein wenig Flucht aus diesem Leben, wenn sich jemand mit seinen früheren Existenzen beschäftigt. Das ist einer der Gründe, warum ich es vorziehe, mit den Themen aus diesem Leben zu arbeiten. Ein weiterer ist, dass ich denke, es ist schlicht viel effektiver, wenn wir bei den Gefühlen und Gedanken bleiben, die jetzt spürbar sind. Schließlich sind sie schon ein Ergebnis aus dem was war. Ich stelle mir das so vor, dass es viele Ereignisse in früheren Leben gibt, zu denen sich ein einziges Problem aus diesem Leben zurück führen lässt. Und warum soll ich mich mit diesen vielen Problemen beschäftigen, wo ich mich einfach diesem einen im jetzt zuwenden kann? Und in die Entstehung von den Lebensthemen spielen nicht nur die früheren Leben hinein – nein auch unser jetziges Umfeld und unsere Ahnenreihe sind daran beteiligt. Wenn ich die Themen mit voller Präsenz im Jetzt angehe, dann brauche ich mit der Aufmerksamkeit nicht in die Vergangenheit zu gehen. Wenn ich mit voller Liebe den Scheinwerfer auf das heutige Thema richte, dann kann die größtmögliche Transformation passieren – ohne dass ich mich in die Vergangenheit flüchte. Ich halte es in den meisten Fällen für eine Flucht, sich mit früheren Leben zu beschäftigen. Es bringt dich von den jetzigen Themen weg. Das ist legitim – aber aus meiner Sicht nicht zielführend.

Reicht es wirklich, dich mit nur diesem jetzigen Leben zu beschäftigen?

Vielleicht hast du dir diese Frage jetzt auch gestellt. Lass es mich dir an meinem Beispiel erklären. Ich bin als Drilling alleine geboren. Das heisst, meine beiden eineiigen Drillingsschwestern sind verstorben während meiner Pränatalzeit. Niemand hat das mitbekommen. Mein Körper und mein Nervensystem jedoch schon. Dieser Verlust hat bei mir einen tiefen Schock ausgelöst, ich spüre noch mit über 50 Jahren die Schuldgefühle, die daraus entstanden sind.

Wenn Vollmond ist, dann spüre ich oft Zusammenhänge aus früheren Leben. Und so konnte ich spüren, dass ich in früheren Leben oft die Verantwortung für andere hatte und diese gestorben sind. Natürlich hatte ich da Schuldgefühle. Eine Situation habe ich zum Beispiel bildlich vor Augen, als ich der Späher im Krieg war und mein Dorf warnen sollte vor einem Überfall. Jedoch fiel ich vom Pferd, wurde bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam und zum Dorf ritt, sah ich nur noch die Rauchwolken und das niedergebrannte Dorf. Ich hätte es verhindern können. Das ist nur eine der vielen Situationen, in denen ich als Individuum “Schuld” trug, dass viele sterben mussten.

Natürlich ist mir klar, dass ich weder schuld war, dass meine beiden Drillings-Schwestern nicht am Leben sind noch bin ich schuldig an einem der anderen Ereignisse aus dem früheren Leben. Ich finde es vor allem faszinierend, mit welcher Präzision sich die Themen, die ich mitgebracht habe inklusive der ganzen Schocks sich in der Pränatalzeit verdichten. Deshalb finde ich es viel wichtiger, sich die eigene Pränatalzeit anzusehen und das Nervensystem von den Belastungen aus dieser Zeit zu befreien. Denn in dieser Zeit sind alle diese vergangenen Erfahrungen kondensiert. Und wenn ich mich der widme, dann brauche ich nicht in frühere Leben zurück gehen. Aus meiner Erfahrung reicht es deswegen, sich dem zu widmen.

Warum ich manchmal doch mit früheren Leben arbeite

Und jetzt mache ich nochmal eine Abbiegung. Auch wenn ich behaupte, dass ich nicht mit früheren Leben arbeite, lande ich mit der ein oder anderen Klientin doch in einer früheren Existenz. Wie kann jetzt das passieren? Manche landen, wenn ich sie anhand eines unangenehmen Gefühls zu einer auslösenden Situation führe, ganz automatisch in einer Situation, die nicht aus diesem Leben stammt. Und natürlich arbeite ich dann auch damit. Warum auch nicht? Aber wenn sich jemand an mich wendet mit dem Auftrag, dass wir in frühere Leben reisen, um dort die Ursache für heutige Themen aufzulösen – diesen Auftrag werde ich nicht annehmen, den lehne ich ab.

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Bild: Shivani Vogt

2 Kommentare

  1. Monika

    Habe gerne in deinen Blogpost reingelesen, Shivani. Finde ich gut. Ich hatte vor vielen Jahren mal ein “besonderes” Erlebnis mit einer Heilpraktikerin, die mit früheren Leben gearbeitet hat. Ich gab damals Kurse und begleitete Frauen im Rahmen der natürlichen Familienplanung – auch viele mit Kinderwunsch. Diese Dame sagte mir dann, dass sie immer hinter ihren Klienten “Engel” sieht. Und wenn eine Dame einen unerfüllten Kinderwunsch hat, ist dies in der Regel so, dass sie in einem früheren Leben z.B. “abgetrieben” hat. Fand ich sehr sehr bedenklich. Sie gab sozusagen den Frauen in diesem Leben eine “Schuld” mit. Mir graute es da gleich – fand ich einfach nur furchtbar. Lieber in/mit diesem jetzigen Leben arbeiten und daraus das Beste machen.

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    • svogt

      Danke, dass du deine wertvolle Erfahrung hier teilst, liebe Monika. Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Arbeit mit früheren Leben. Aber was du beschreibst ist genau das was passieren kann, wenn nicht sauber gearbeitet wird. Viele Grüße an dich aus Südfrankreich, Shivani

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