Zeugnis schlecht – was tun? Anleitung für Eltern

Feb 13, 2022 | Psychologisches Wissen | 0 Kommentare

“Was für ein wichtiges Thema!” und “Da brauche ich keine Hilfe, ich spreche einfach mit meinem Kind.” Diese beiden Haltungen waren die Antworten, die Reaktionen auf meinen Beitrag in dem ich ankündigte, dass ich mich diesem Thema widmen möchte. Gefragt hatte ich bei Instagram und bei Facebook.

Das Zeugnis deines Kindes ist schlecht und du fragst dich was du tun kannst?

Hier kommt die Anleitung, wenn du dich fragst: Zeugnis schlecht – was tun? Nur, dass dir klar ist, was ich hier vermitteln kann: Es geht hier nicht darum, welche Konsequenzen du aus dem Zeugnis ziehen wirst. Ich möchte hier erstmal gar keine Anleitung schreiben, was das Ergebnis für dich und dein Kind sein könnte. Ich möchte also nicht raten, dass es besser wäre, die Schule zu wechseln, Nachhilfe zu organisieren oder einen Lernplan auszuarbeiten. Nein, diese Anleitung soll dir, soll euch helfen, das Beste aus dem Zeugnismoment zu machen. Diese Anleitung soll euch helfen, gute Entscheidungen zu treffen und die Energie in eine Richtung zu lenken, die dir und deinem Kind helfen kann, in Zukunft ein besseres Zeugnis zu erhalten – wie auch immer die konkreten Konsequenzen dazu aussehen mögen. Ich weiss ja noch nichtmal, ob für dich ein schlechtes Zeugnis bedeutet, dass nur 4en drin stehen – oder dass es aus einer 4 und sonst 2en besteht oder ob wirklich eine Versetzung gefährdet wäre.

Was ist das Ziel dieser Anleitung?

Diese Anleitung soll nur für den ersten Moment sein. Ich möchte es euch erleichtern, mit der Situation umzugehen. Denn ich selber bin gar keine Mutter. Ich kenne die Situation mit den Zeugnissen nur aus meiner eigenen Kindheit – und aus der Kindheit meiner Klientinnen. Ehrlich gesagt, zählt der Moment in dem es Zeugnisse gibt, ganz oft zu den Themen, aus denen später noch Streß und Druck im Leben erhalten bleibt. Dieser Moment gehört zu den Augenblicken, in denen ein Schultrauma entstehen kann. Und dieser Streß und dieser Druck kann ganz viele Schwierigkeiten im Leben verursachen. Dabei bist du ja im Moment des schlechten Zeugnisses genau deswegen geschockt. Ich nehme an, du möchtest, dass dein Kind so wenig Schwierigkeiten wie möglich im Leben hat? Deswegen soll das Zeugnis ja gut sein… Gut, dann lass mich dir zeigen, wie du das schlechte Zeugnis nützen kannst, damit etwas Gutes draus wird. Für dich – und dein Kind. Damit du dich nicht mehr fragen brauchst: Zeugnis schlecht – was tun?

Die Sache mit dem rosaroten Elefanten

Ich möchte euch helfen, besonnen mit der Situation umzugehen. Meine Anleitung soll helfen zu vermeiden, dass dein Kind den Druck aus dieser Erfahrung noch als Erwachsener mit sich herumtragen muss. Denn viele tun das. Und ich mag noch weiter mit dir gehen. Denn wenn ich deine Aufmerksamkeit auf die Reise schicke, etwas zu vermeiden, dann wird genau das entstehen was du versuchst zu vermeiden. Du kennst sicherlich das Beispiel mit dem rosaroten Elefanten? “Denke jetzt nicht an einen rosaroten Elefanten.” Was hast du denn vor deinem inneren Auge? Genau den Elefanten, an den du nicht denken solltest. So wird es auch mit dem Lebensweg deines Kindes sein, den es auf keinen Fall einschlagen soll. Das ist ja die Gefahr. Diese besteht darin, dass genau das Wirklichkeit wird, das du versuchst zu vermeiden. Aus diesem Grund möchte ich, dass deine Aufmerksamkeit dorthin gelenkt wird, wo sie dein Kind bestmöglich unterstützen kann. Deshalb denke nicht an den rosaroten Elefanten, sondern daran wie du entspannt auf der Wiese liegst.

Hier kommt meine Anleitung

Ich liste dir auf, wie ich vorschlage vorzugehen. Später erzähle ich noch ein Beispiel einer Klientin, damit du besser verstehst, was die Konsequenz sein kann, wenn der Zeugnismoment schief gegangen ist.

1. Welche inneren Bilder hast du?

Bei dem Zeugnis, das dein Kind gerade nach Hause brachte – welche inneren Bilder hast du von deinem Kind? Siehst du wie sie oder er bereits einen schlechten Schulabschluss hat oder einen schlechten Job bekommen wird? STOP! Diese Bilder haben nichts mit deinem Kind zu tun – es sind Bilder, die aus deinen eigenen Erfahrungen stammen. Stelle dir vor, was du dir für dein Kind wünschst – und sei dir sicher, dass es das auch erreichen kann. Oder noch besser: Spüre, wofür dein Kind geschaffen wurde, stelle dir vor, dass es genau das mit Leichtigkeit erreichen kann. Damit unterstützt du es am besten. Diese Haltung ist enorm wichtig, damit dein Kind seinen eigenen Weg gehen kann.  Und es nimmt Stress aus deinem eigenen System. Aber lass uns mit dem Zeugnis weiter machen.

2. Wie fühlt sich dein eigener Körper an?

Oh, du bist bestimmt im Stress? Wie du das spüren kannst? Wie atmest du? Kannst du in den Bauch atmen? Spürst du die Atmung überhaupt? Atme erstmal tief durch. Atmen ist erstmal das Wichtigste. Wenn du tief atmest, dann spürst du wieder wo du im Körper Stress empfindest. Dann kannst du deine Gefühle wahrnehmen, die zeigen dir den Weg. Angst zum Beispiel sagt dir, dass Sicherheit fehlt. Wenn dich das Thema Gefühle, besonders “starke Gefühle” interessiert, hole dir mein Ebook zu diesem Thema. Aber ich mag hier bei den Zeugnissen bleiben. Wenn du gestresst bist, dann schlafe erstmal drüber, bevor du irgend etwas unternimmst.

3. Sprich mit deinem Kind

Dieser Teil der Anleitung ist der wichtigste. Es geht darum, dass du ein gutes Gespräch mit deinem Kind führen kannst. Ein Alarmzeichen ist, wenn du bereits angelogen wurdest. Vielleicht ist es ja auch nicht so schlimm? Bitte sei nicht zu streng, sondern sprich mit deinem Kind mit der Haltung: “Das ist ja interessant – wie konnte es dazu kommen?” Interessiere dich für die Lage deines Kindes. Wenn du angelogen wurdest, hat dein Kind Angst vor deiner Reaktion. Wie kann es dazu kommen? Am meisten hilft es euch, wenn du eine erforschende Haltung einnimmst in eurem Gespräch. Sei wie eine Forscherin. Frage viel. Frage vor allem deine Tochter, deinen Sohn: “Wie geht es dir dort?” Stelle viele Fragen. Wie geht es dir mit der Lehrerin, dem Lehrer? Wie mit den Mitschülern? Was ist aus deiner Sicht der Grund für die Noten? Am allerwichtigsten ist, dass du nicht die Noten in den Mittelpunkt des Gespräches stellst. Stell deine Tochter, deinen Sohn in den Mittelpunkt des Gespräches. Stelle vor allem die Gefühle deines Kindes in den Mittelpunkt. Am Ende sollte bei deinem Kind angekommen sein: “Du bist wichtig.” Wenn angekommen ist: “Die Noten sind wichtiger als du.”, dann hast du nicht das Beste aus dem Gespräch heraus geholt.

4. Hole dir nur dort Rat, wo du auch gesehen und verstanden wirst

Vielleicht konntest du die Situation selber gut für dich und dein Kind lösen? Vielleicht wirst du dir aber auch Unterstützung holen. Von der Qualität dieser Unterstützung hängt wiederum ab. ob ihr die Weichen wirklich stellen werdet. Wer Probleme hat, bekommt oft gute Ratschläge. Meistens sind es gut gemeinte Ratschläge. Und es gibt so eine Formel, die ich für stimmig empfinde: “Gut gemeint ist meistens das Gegenteil von gut.” Gut gemeinte Ratschläge sind oft schlecht. Das ist das Ding, weshalb ich dir rate, dir nur Ratschläge von denen geben zu lassen, die dich wirklich sehen und wahrnehmen können. Es könnte sein, dass deine Freundin dir sagt: “Nimm deine Tochter von der Schule. Dann hat sie es leichter.” Oder eine befreundete Mutter sagt dir: “Oh, das kenne ich auch, das ging wieder vorbei von alleine bei meinem Sohn.” Dabei hat dir jede nur ihre eigene Erfahrung aufs Auge gedrückt, ohne sich wirklich für dich zu interessieren. Dabei ging es dir ja um etwas ganz anderes. Dir ist ja dein Kind wichtig und seine ganz individuelle Situation. Oder du hast selber ganz viel Zeit investiert, dass dein Kind gute Leistungen in der Schule haben wird? Und du fragst dich ganz einfach, wo ist diese Energie verpufft? Und weil eben niemand mit einem anderen verglichen werden kann, empfehle ich dir, nur wirklich dort Rat einzuholen, wo du auch verstanden wirst. Sprich also mit dem Lehrer deines Kindes. Sprich mit jemandem, der sich mit der Situation wirklich auskennt und nicht seine Situation auf deine überträgt.

Hast du die Weichen richtig gestellt?

Wenn du diese vier Punkte berücksichtigst, dann hast du aus meiner Sicht alles getan, damit der Zeugnis-Moment dafür sorgt, dass das nächste besser wird. Du hast die Weichen richtig gestellt. Im folgenden Abschnitt mag ich dir ein Beispiel geben, wie es aussehen könnte, wenn der Zeugnismoment nicht optimal genutzt wurde. Wenn dich interessiert, welchen Vorteil es für dein Kind haben kann, diese Anleitung umzusetzen, dann lies die Geschichte von Emma. Was hast du für Erfahrungen mit dem Zeugnismoment?

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