Was ist Neurogenes Zittern (TRE)?

Mai 9, 2022 | Psychologisches Wissen | 0 Kommentare

Manchen meinen Klientinnen empfehle ich, dass sie unsere Arbeit zu Hause auf eigene Faust unterstützen. Wenn ich selber mich unterstützen lasse, dann nütze ich es auch. Ich schreibe von den Übungen, die zum Neuronen Zittern gehören. Doch was ist das?

Neurogenes Zittern ist Traumatherapie

Das Neurogene Zittern ist eine Methode, die aus der Traumaverarbeitung kommt. Im Englischen heisst es Trauma Releasing Exersice (TRE). Dabei geht man davon aus, dass bei Überforderung unser Körper die vorhandene Energie in einer Starre, in einem Schock einfrieren kann. Das passiert in der Muskulatur. Grundsätzlich im gesamten Körper – aber das betrifft vor allem die Schulter- und Armmuskulatur – und den Psoas-Muskel, der die Beine in der Hüfte beugt. Bei Tieren ist es ganz normal. Von da kennen wir das auch. Wenn diese in eine Starre fallen im Schock-Moment, dann zittern sie diese eingefrorene Energie danach wieder heraus. Die durch den Schock gebundene Energie steht ihnen dann wieder voll zur Verfügung. Nur bei uns Menschen ist dieses Wissen irgendwie nicht vorhanden – oder verloren gegangen. Menschen wissen weder, wodurch ein Schock entsteht – noch haben sie ein Verständnis dafür, wie sich dieser wieder lösen lässt. Aus diesem Grund wurden Übungen entwickelt, die helfen, den Schock zu lösen. In vielen Traumatherapieverfahren werden die Übungen des Neuronen Zitterns angewendet – auch Peter Levine mit seinem Somatic Experiencing.

Wie funktioniert Neurogenes Zittern?

Wie geht man nun vor, um einen Schock durch das Zittern zu lösen? Nun, als erstes braucht der Körper einen Impuls, um in Bewegung zu kommen. Um den zu bekommen, werden die Muskelgruppen, die die meiste Schock-Energie festhalten, erstmal überfordert. Aus dieser Überforderung entsteht dann das Zittern. Wenn der Übende sich dann in einer Körperhaltung befindet, in der er die Muskeln einfach nur zittern lassen kann, dann ist es, als würde der Körper von ganz alleine zittern.

Wie gehe ich vor, wenn ich bei mir die Lösung eines Schocks unterstützen möchte?

Ich beschreibe dir jetzt, wie ich vorgehe, wenn ich bei mir im Körper einen Schock feststelle. Durch die TRE Übungen kann ich unterstützen, dass der Schock sich löst. Das sind die einzelnen Schritte:

  1. Ich hole mir meine Yogamatte.
  2. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen und lege mich dort auf den Rücken.
  3. Ich stelle die Beine auf, also die Füße liegen auf der Matte, die Knie sind angezogen und schauen nach oben. (*)
  4. In dieser Position bewege ich als erstes 10 Mal das Becken nach oben und lasse es wieder nach unten sinken (**)
  5. Dann beginne ich die aufgestellten Beine ganz langsam auseinander zu bewegen. Dabei bewegen sich die Knie voneinander weg. Es geht nicht darum, bis zu einem Widerstand nach unten zu bewegen, sondern die Muskeln ganz langsam zu bewegen. Sobald ich unten angekommen bin, bewege ich sie noch langsamer wieder nach oben.
  6. Irgendwann sind die Muskeln so müde oder überfordert davon, dass sie beginnen zu zittern. Dieses Zittern lasse ich dann einfach geschehen.
  7. Ich beende die Übung entweder, wenn die Zeit erreicht ist, die mich mir für die Übung nehmen wollte. Oder wenn die Muskeln zu angestrengt sind oder wenn die Muskeln von alleine aufhören und einfach nicht mehr weiter zittern.

(*) Das Bild im Titelbild zeigt nicht diese Position. Die Beine sind nicht angezogen zum Körper, sondern sind aufgestellt und die Knie zeigen zur Decke. Leider habe ich kein Bild gefunden, das die richtige Position anzeigt.

(**) Auf diese Weise kommt etwas Weichheit in diesen Bereich. Ich habe die Übungen schon sehr oft gemacht und bei mir ist der Übergang von den Beinen hoch zum Oberkörper schon ziemlich offen. Sobald meine Beine zittern und in Bewegung sind springt die Bewegung übers Becken hoch in den Oberkörper und auch die Arme entladen sich. Das ist zu Beginn vielleicht noch nicht so. Aber die Auflockerung des Beckens kann nicht schaden.

Du findest auch bei YouTube viele Videos, die dir die Übung erklären. Die Körperhaltung, die ich beschreibe ist nicht die einzige, in der die Muskeln in die Überforderung gebracht werden können. Manche lehnen sie so wie im Titelbild gezeigt in der Hocke gegen die Wand. Du kannst die Übungen einfach für dich alleine anwenden – oder dir Unterstützung dafür holen.

Das war erhellend für dich? Dann lies hier weiter.

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