Was ist der Unterschied zwischen Trauma und unverarbeiteten Gefühlen?

Mai 16, 2022 | Psychologisches Wissen | 0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurde ich inspiriert von einem jungen Mann, der über Traumaverarbeitung sprach. Er sagte, es gäbe PTBS und Mikro-PTBS. Ich möchte gerne meine Sichtweise davon hier in die Welt bringen. Denn ich halte die Bezeichnung “Mikro-PTBS” für falsch. Das führt mich zu der Frage: “Was ist der Unterschied zwischen Trauma und unverarbeiteten Gefühlen?” Oder auch: “Was ist der Unterschied zwischen Trauma und einer emotionalen Verletzung?”

Was ist ein Trauma?

Den Begriff “Trauma” verwenden wir oft in der Umgangssprache für etwas, das in der Fachsprache “Traumafolgestörung” genannt wird. Wenn ich von Trauma spreche, dann meine ich eigentlich eine “Traumafolgestörung”. Ein Trauma ist wortwörtlich übersetzt einfach nur eine “Verletzung”. Es kann sich dabei um eine körperliche – als auch um eine emotionale Verletzung handeln. Das Gewebe meines Körpers kann also ein Trauma erleben – aber auch die Psyche. Und darauf mag ich in diesem Abschnitt näher eingehen. Die Diagnose, die hinter dem Trauma steht, ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Im Englischen heißt dies Posttraumatic Stress Disorder (PTSD). Sie gehört zu den Angststörungen. Alle Angsterkrankungen haben ein zentrales Symptom – die Vermeidung. Klar, was unangenehm ist, vermeiden wir – ist ja verständlich. Das Ziel der Vermeidung ist, die Überforderung zu vermeiden – oder eben die Unsicherheit zu vermeiden, die durch einen bestimmten Trigger (Auslöser) hervorgerufen werden kann.

Die beiden anderen wichtigen Symptom-Gruppen sind zum einen eine hohe innere Aufgeregtheit oder Agitiertheit. Dazu zählt die innere Unruhe genauso wie die Schlafstörungen, die dabei oft auftreten. Schließlich erleben die Betroffenen das auslösende Ereignis immer wieder – und das ist die dritte Symptom-Gruppe. Dazu zählen innere Bilder, aber auch das Wiedererleben auf allen anderen Sinneskanälen ist möglich. Vielleicht kennst du die Geschichten von Menschen, die einen Krieg erlebten und bei bestimmten Tönen (Trigger) sofort zum Schutz unterm Tisch saßen? Wenn jemand unter einer echten Traumafolgestörung leidet, dann kann er sich diesen automatischen Reaktionen nicht entziehen – diese laufen vollkommen automatisch ab. Eine PTBS ist zudem so definiert, dass während des auslösenden Ereignisses Todesgefahr bestand – entweder eine echte – oder es wurde so erlebt.

Was sind unverarbeitete Gefühle?

Viele Frauen, die zu mir kommen, haben Gefühle nicht richtig verarbeitet. Das kann eine Trauer sein, die wegen der Überforderung zum Zeitpunkt des Verlustes gar nicht so richtig ihren Platz finden konnte. Es kann sein, die Überforderung durch eine außergewöhnliche Situation war damals so stark, dass zum Schutz erstmal eine emotionale Starre eingetreten ist. Und um die Trauer zu verarbeiten ist es dann wichtig, dass sich diese Starre erstmal lösen darf. Das ist ein Beispiel für ein unverarbeitetes Gefühl. Es tritt immer dann auf, wenn zum Zeitpunkt eines bestimmten Erlebnisses unser Nervensystem durch die Gefühle und Ereignisse vollkommen überfordert war. Zum Schutz reagiert das Nervensystem dann mit Starre oder Abspaltung – damit ist das Gefühl wie eingefroren und kann zu diesem Zeitpunkt nicht verarbeitet werden. Dazu ist es dann wichtig, dass irgendwann jemand kommt, das erkennt und hilft, die eingefrorenen oder abgespaltenen Gefühle wieder ins Fließen zu bringen. Mehr ist es dann auch nicht. Genauso ist es, wenn ein Kind sich das Knie anschlägt. Es ist wichtig, dass jemand kommt und sagt: “Da hast du ein Aua, komm, lass uns da mal hinschauen, ein wenig die Hand drauflegen, vielleicht ein Pflaster drauf machen – und schon ist es fast vergessen.” Diese unverarbeiteten Gefühle wurden von dem jungen Mann als eine Mikro-PTBS bezeichnet – was ich falsch finde. Aber dazu später mehr.

Was ist der Unterschied zwischen Trauma und emotionaler Verletzung?

Wenn eine Frau zu mir kommt, dann helfe ich ihr, Gefühle zu verarbeiten, die bisher noch irgendwo im Nervensystem blockiert sind und dort ihr Unwesen treiben. Wer betroffen ist, der merkt es oft gar nicht – weil es ja schließlich so normal ist, bisher ging sie ja auch so durch die Welt. Wie sollte sich das Leben auch anders anfühlen? Es sind gar nicht so wenige, die tatsächlich unter beiden Arten von seelischen Verletzungen leiden. Frauen tragen oft ein Geburtstrauma mit sich herum – und leider wird oft nicht mal die Postnatale Depression erkannt, die sich daraus ergibt, sondern die Frau ist halt “irgendwie komisch” – sie funktioniert halt nicht. Zum Glück gibt es gerade überall Aufklärung, damit das ein Ende hat.

Wie soll eine Frau nun erkennen, ob sie unter einer Traumafolgestörung leidet – oder ob es einfach unverarbeitete Gefühle sind? Das Hauptkriterium, das es unterscheidet, ist die erlebte Todesangst. Das tritt bei Geburten genauso auf wie bei einem Unfall, Überfall, einer Bedrohung oder Schlimmerem. Jedes Trauma besteht auch aus unverarbeiteten Gefühlen – aber unverarbeitete Gefühle sind nicht auch immer ein Trauma. Wenn ich das mal so “umgangssprachlich” schreiben darf? Oder noch anders ausgedrückt: Die Belastung durch ein Trauma ist einfach um ein vielfaches höher als bei unverarbeiteten Gefühlen. Das ist auch der Grund, warum ich behaupte, dass es keine “Mikro-PTBS” geben kann. Es gibt einfach keine “kleine Todesangst”. Entweder ist Todesangst involviert – dann handelt es sich um eine PTBS – oder es gab keine Todesangst – dann handelt es sich um eine emotionale Verletzung.

Wie kann eine Traumafolgestörung oder emotionale Verletzungen geheilt werden?

Bei einer Traumafolgestörung bitte ich dich, dass du dir fachlich gute Unterstützung suchst. Suche dir jemanden, der in Traumatherapie ausgebildet ist. Es ist sehr wichtig, dir in diesem Fall Hilfe zu holen – denn wenn du das versuchst auf eigene Faust anzugehen, besteht die Gefahr einer Retraumatisierung. In dem Fall werden die Beschwerden schlimmer, anstatt besser.

Emotionale Verletzungen kannst du auch versuchen, auf eigene Faust zu lösen. Du kannst es mit Achtsamkeit versuchen, du kannst mit inneren Bildern arbeiten, du kannst ein Buch lesen und begleitend damit diese inneren Verletzungen angehen. Du kannst dich auch von allen möglichen Experten unterstützen lassen – es gibt ja heutzutage so viele. Mit Unterstützung gelingt es oft leichter – das ist zumindest meine Erfahrung. Ich könnte jetzt auch sagen, es ist ganz wichtig, dass du Hypnosetherapie machst oder jemanden findest, der in BodyTalkSystem ausgebildet ist. Einfach deswegen, weil das meine Haupt-Ausbildungen sind. Aber mir geht es hier nicht darum, dass du zu mir kommst – sondern dass du die richtige Person findest, die dir hilft, in deine Kraft zu kommen.

Wie findest du jemanden, der zu dir passt?

Letztlich ist es erst in zweiter Reihe wichtig, welche Ausbildung eine Begleiterin oder ein Begleiter hat. Viel wichtiger ist die Beziehung, die du zu dieser Person hast. Kannst du diesem Menschen vertrauen? Stimmt die Chemie zwischen euch? Finde das als Erstes heraus. Und dafür habe ich einen kleinen Trick. Aus meiner Erfahrung vermittelt sich dieses Vertrauen am meisten über die Stimme. Das ist auch der Grund, warum ich meine Stimme mehrmals zugänglich auf der Webseite habe. Mir ist es wichtig, dass du diese Passung überprüfen kannst. Falls es nicht möglich ist, die Stimme der Person zu hören, rufe einfach dort an. Und am besten rufe dort an, wenn die Geschäftszeiten beendet sind. Meistens besprechen diese Helfer ihre Anrufbeantworter selbst. Du hörst dann die Stimme – und hast gleich ein Gefühl dafür, ob die Chemie zwischen euch stimmt. Und wenn sie stimmt – dann hast du die richtige Person gefunden, die dich unterstützen kann.

Bloggst du mit?

Wenn ich dich mit meinem Beitrag inspirieren konnte und auch du Lust hast, regelmäßig zu bloggen, dann möchte ich dich dazu anstiften – es gemeinsam zu tun. Mache mit ab 23. Mai 2022 bei der kostenlosen 7-Tage-Challenge Boom Boom Blog. Du kannst dich jetzt anmelden, es gibt auch schon eine Pro-Boom-Boom Blog Phase. Ab Dienstag, 17. Mai zeigt Judith Peters schon ganz viele Grundlagen, die für Anfängerinnen alle Hürden nehmen sollen. Du bist richtig, wenn du das Bloggen testen magst – oder wenn du nicht alleine für dich bloggen möchtest – sondern in einer starken Gemeinschaft. Ich werde auch dabei sein und freue mich auf dich!

Was denkst du, hast du ein Trauma oder eine emotionale Verletzung? Wie gehst du damit um?

 

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